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Vorurteile und Fakten

Ich werde hier die wesentlichsten der Vorurteile gegen Rodeo, die ich selbst im Laufe der Jahre gesehen und gehört habe, durchgehen und erklären, warum sie nichts anderes als Vorurteile sind.

Vorurteil: Man klemmt die Hoden der Tiere mit einem Leistengurt ein, um sie dazu zu bringen zu buckeln.
Faktum: Dies ist ein sehr beliebtes Vorurteil unter Rodeogegnern. Ich weiß nicht, ob es überhaupt irgendwo auf der Welt einen Gurt oder irgendwas anderes gibt, das dort auf den Körper eines Tieres platziert wird, wo sich bei Säugetieren die Hoden befinden, aber in Verbindung mit Rodeo gibt es das nicht.
   Ich habe dieses Vorurteil auch in Verbindung mit dem Flankengurt gehört, aber der heißt nun mal so, weil er ein Gurt ist, der um die Flanken des Tieres angelegt wird. Er sitz auf der gleichen Stelle des Körpers wie – und weder enger noch lockerer als – der Gurt, mit dem Männer meiner Generation oder noch älter die Hosen aufhalten. Dort befinden die Hoden sich nicht.
   Außerdem sind ca. 99 % aller Rough Stock-Pferde Stuten oder Wallache, die keine Hoden haben. Darum kann man sie auch nicht einklemmen.
   Der Flankengurt dient zwei Zwecke: 1. Er steigert die natürliche Neigung des Tieres dazu zu bocken – aber bemerken Sie bitte den Unterschied: er steigert die Neigung, er verursacht sie nicht. Darum sieht man manchmal, dass Tiere auch ohne Flankengurt bocken und dass Tiere mit Flankengurt nicht bocken. 2. Wenn das Tier den Reiter los geworden ist, befindet sich immer noch an seinem Leib ein Fremdkörper, den es los werden will. Dies lenkt das Tier davon ab, den Reiter anzugreifen. Für beide Zwecke ist es wichtig, dass der Flankengurt zwar so eng sitzt, dass er nicht über die Kruppe gleitet und zum Boden fällt, aber auch so locker, dass er wegen der Bewegungen des Tieres ein wenig hin und her gleitet.
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Vorurteil: Die Bareback-Reiter verwenden scharfe Sporen, die sie in die Schultern des Pferdes einhauen, um es zum Buckeln zu bringen. Das schrieb eine Rodeogegnerin in der dänischen Zeitung Jyllands-Posten vom 30. August 2009.
Faktum: Wenn das wahr wäre, müsste das Blut ja über die Seiten des armen Pferdes herunterströmen. Das habe ich aber nie gesehen und ich habe auch nie von jemandem gehört, der/die es gesehen hätte. Gegebenenfalls müssten nicht nur die Zuschauer, sondern auch der Tierarzt und die Richter es wohl sehen können und dann würden die Richter eingreifen und den Reiter disqualifizieren und mit einer Geldbuße bestrafen.
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Vorurteil: Man schneidet einen Chili längs durch und verklemmt ihn unter den Schwanz des Bullen; das brennt und juckt und das ist der Grund dafür, dass er buckelt. Das hat mir einer bei dem Countryfestival in Kolding in Dänemark 2009 gesagt.
Faktum: Ich erwiderte, dass ich zuhause in der Küche eine Menge Chilis durchgeschnitten habe, längs und quer, aber nie etwas gemerkt habe. Dazu antwortete er, das sei weil ich Menschenhaut auf den Fingern und der Bulle Bullenhaut auf dem Hintern habe. Das haben wir tatsächlich, aber es verwundert mich, dass man nicht die Enden des roten Chilis sieht, die unter dem braunen Schwanz des Bullen ausragen, und dass er nicht weiter buckelt, bis jemand den Chili entfernt.
   Dazu sagte er bloß: "Ich kenne all die Tricks." Das antwortete er immer wieder, egal was ich sagte. Er schien einer von den Typen zu sein, die ich Bodegagenies nenne; andererseits war er aber auch einer der bezahlenden Gäste, die das Festival finanzieren, und darum sollte ich lieber dem Kunden gegenüber höflich sein.
   Also fragte ich ihn nur, ob er nicht glaube, dass der Bulle einfach den Schwanz hebe, so dass der Chili zum Boden falle. Das meinte er nicht; wenn man den Schwanz mit der Hand fasse und hebe, dann hebe man auch das oberste Stück, das der Bulle nicht selbst heben könne.
   Dann musste ich ihm erklären, dass ich im Laufe der Jahre viele Bullen und Kühe live gesehen habe, sowohl in Ställen wie auch im Freiland. Außerdem hatte ich mal einen Job in einem Unternehmen, das Ausrüstung für Schlachthäuser lieferte; wir verhandelten u.a. eine Maschine, die das Arschloch der Kühe 10 cm aus dem Körper herauszieht und eine Plastiktüte darum verpackt. Ich weiß, wie die Schwänze der Kühe und Bullen auf dem Körper sitzen; was du da sagst, kann man nicht.
   Aber er kannte all die Tricks.

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Vorurteil: Der mit dem Chili ging dann dazu über, dass man eine 10-mm-Stahlkugel aus einem Kugellager unter dem Sattel lege, genau über das Rückgrat – "das macht die Augen nass!"
Faktum: Ich versuchte nochmals, ihm zu erklären, dass so etwas gemäß den Regeln des Sports verboten ist. Ich erzählte ihm auch, dass drei von vier Rough Stock-Disziplinen ohne Sattel geritten werden, dass die Haut der Pferde viermal so dick wie Menschenhaut ist und die der Bullen siebenmal so dick, und dass die Haut beider Tierarten zudem von einem Fell gedeckt ist. Ich hätte gern gewusst, wem das am meisten wehtun würde. Außerdem zweifle ich daran, dass die Kugel liegen bleiben würde, so wie die Tiere herumspringen.
   Aber er kannte all die Tricks.
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Vorurteil: Beim Bullenreiten sitzt der Flankengurt quer über die Harnröhre, was Schmerzen verursacht. Dieses Vorurteil findet man u.a. in einem Gutachten der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V. vom 25. April 2005. In Dänemark hat Christian Hansen, damals Mitglied des dänischen Parlaments für die Dänische Volkspartei, dasselbe in der Zeitung Jyllands-Posten vom 1. April 2007 geschrieben, anlässlich des damals geplanten Rodeos in Kopenhagen. Herr Hansen behauptete sogar, dass der Flankengurt so eng sitze, dass der Bulle deswegen nicht urinieren könne; jeder wisse, wie schmerzhaft das sei!
Faktum: Erstens weiß jeder Mann auf der ganzen Welt, garantiert auch Herr Hansen, aus eigener Erfahrung, dass es überhaupt nicht wehtut, seinen Penis so mit den Fingern zu klemmen, dass der Harnstrom gestoppt wird. Das Gutachten der TVT ist von sechs Personen unterschrieben, die sich mit einer einzelnen Ausnahme alle Dr., einer sogar Prof., nennen und Angehörigkeit verschiedener Universitätsinstitute in der 'Tierbranche' angeben; der sechste ist "Richter am Amtsgericht". Es kommt mir nicht seriös vor, wenn Leute mit diesem Hintergrund so etwas in einem offiziellen Dokument schreiben. Ihre Vornahmen deuten an, dass es drei Männer und drei Frauen sind. Darum verwundert es mich, dass die Herren nicht die Damen auf dieses Irrtum aufmerksam gemacht haben.
   Zweitens stimmt es nicht, dass der Flankengurt so eng sitzt, dass er überhaupt den Harnstrom hemmen kann. Wenn das wahr wäre, würde man deutlich sehen können, dass er in, sagen wir, das Gewebe auf der Unterseite des Bullen eingepresst wäre, aber jeder kann mit eigenen Augen sehen, dass dies nicht der Fall ist.
   Drittens habe ich selbst mehrmals gesehen, wie Bullen halbe Stunden umhergegangen sind ohne zu urinieren (wie das die Menschen auch können). Deshalb glaube ich nicht, dass es für sie ein Problem wäre, die wenigen Sekunden, die der Flankengurt auf ihnen sitzt, das Wasser zu halten – wenn es wahr wäre, dass er so eng säße, was es also nicht ist.
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Vorurteil: Rodeo ist kein Sport, sondern eine bloße Zirkusvorstellung ohne Wettbewerbselement, und man setzt die Tiere grauenvollen Leiden aus, bloß um das Publikum zu vergnügen. Darum sollte Rodeo gemäß dem Tierschutzgesetz verboten werden.
Faktum: Wie Sie unter dem Link Disziplinen sehen können, und wie jeder bei jedem Rodeo sehen kann, sind sämtliche Rodeodisziplinen nichts außer sportlichen Wettkämpfen. Damit fällt Rodeo nicht wie Zirkusvorstellungen unter § 3 Absatz 6 des deutschen Tierschutzgesetzes, sondern unter § 3 Absatz 1.b.
   Der Unterschied ist, dass es gemäß Absatz 1.b. verboten ist, "an einem Tier im Training oder bei sportlichen Wettkämpfen oder ähnlichen Veranstaltungen Maßnahmen, die mit erheblichen Schmerzen, Leiden oder Schäden verbunden sind und die die Leistungsfähigkeit von Tieren beeinflussen können, sowie an einem Tier bei sportlichen Wettkämpfen oder ähnlichen Veranstaltungen Dopingmittel anzuwenden". Dahingegen ist in gemäß Absatz 6 verboten, "ein Tier zu einer Filmaufnahme, Schaustellung, Werbung oder ähnlichen Veranstaltung heranzuziehen, sofern damit Schmerzen, Leiden oder Schäden für das Tier verbunden sind".
   Wichtig zu bemerken ist hier der Unterschied zwischen "erheblichen Schmerzen, Leiden oder Schäden" bei sportlichen Wettkämpfen und "Schmerzen, Leiden oder Schäden" überhaupt bei Schaustellungen.
   Man muss sich fragen, warum die Gegner ihre Kritik auf eine so einleuchtend unwahre Behauptung basieren. Unter dem Link Tierwohlfahrt Zirkus oder Wettkampf finden Sie meinen Vorschlag für eine Antwort zu dieser Frage sowie auch eine ausführliche Erklärung, warum diese Annahme falsch ist. Hier will ich nur auf die Unterscheidung des Gesetzes zwischen "erheblichen" und nicht "erheblichen Schmerzen, Leiden oder Schäden" bei den beiden Arten Veranstaltungen aufmerksam machen, und dass ich nie gesehen oder davon gehört habe, dass bei einem Rodeo in Deutschland tatsächlich einem Tier "erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden" zugefügt worden sind. Dass die Tiere ab und einem Mensch so etwas zufügen, ist hier vielleicht weniger relevant.
   Bezüglich der Meinung, eine Aktivität sei nicht Sport, wenn sie durchgeführt werde, um ein bezahlendes Publikum zu unterhalten, habe ich nie von einer Sportart gehört, wo niemand dafür bezahlt, es zu seinem eigenen Vergnügen anzuschauen. Haben Sie?
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